Gemeinsam den Kiez begrünen

Der Ort des Treffens ist ein unschönes Exempel in Sachen öffentliches Grün: Die ehemalige Baumscheibe Ecke Werra-/Roseggerstraße ist ein plattgetrampelter Flecken Erde mit dem Rest einer Robinie, die aus Krankheitsgründen vor Kurzem abgesägt wurde.

Solche tristen Ecken motivieren schon seit Jahren Anwohnende, in der Stadt gärtnerisch aktiv zu werden. Entweder im sogenannten "Guerilla-Gardening" mithilfe ungenehmigter Pflanzungen oder offiziell in Absprache mit den Behörden. Gemeinschaftsgärten, Baumscheibenbepflanzungen oder Baumpatenschaften haben zum Ziel, mehr Grün in die Stadt zu bringen oder zu erhalten. Viele der Aktiven sind alleine oder in kleinen Gruppen unterwegs. Angesichts des Klimawandels wird deren Arbeit eine zunehmend größere Rolle spielen: Pflanzen senken in Hitzesommern die Temperatur und halten durch ihre Wurzeln das Wasser länger im Boden.

 

Weil in Umfragen des QMs auch im Harzer Kiez das Interesse an gemeinschaftlichem Gärtnern geäußert wurde, hatte der Quartiersrat Harzer Straße ein entsprechendes Projekt befürwortet, das anschließend vom QM auf den Weg gebracht wurde. Umgesetzt wird dieses vom Büro "Parzelle X" der beiden Landschaftsarchitektinnen und Naturpädagoginnen Lulu Dombois und Katharina Böhme. Gefördert wird es aus Mitteln des Programms "Sozialer Zusammenhalt".

Das Projekt, so Lulu, bestehe aus drei Pfeilern: Zum einen gehe es um die Stärkung einzelner, bereits existierender Initiativen und die Vernetzung aktiver oder interessierter Anwohner*innen, zweitens die Gründung von Gartenprojekten und drittens soll es konkrete Unterstützungen in Form von Workshops, Behördenkommunikation und Werkzeugverleih geben.

 

Zum Auftakttreffen kamen knapp zehn Nachbarinnen und Nachbarn, die durch Flyer auf das Projekt aufmerksam wurden. Die meisten haben bereits Erfahrungen mit Begrünungen von Baumscheiben oder Flächen vor ihren Häusern gesammelt. Mit dabei waren auch Uwe und Claudia, die mit ihrer Initiative "Wilde Hecken" versuchen, den abgeholzten Grünstreifen am Weigandufer neu zu bepflanzen. Die Initiative hat mit einem häufig auftretenden Problem zu tun: Das Grünflächenamt hatte die bestehende Hecke ausgedünnt, um den Pflege- und Kostenaufwand zu minimieren, da sich Flugmüll wie leichte Folien und Papiere darin verfingen. Eine Bepflanzung würde das Amt akzeptieren, wenn sich Bürger*innen zur Pflege und Müllbeseitigung verpflichten würden.

Die Frage der Pflege ist auch auf die Baumscheiben übertragbar: Wer kümmert sich um die Pflanzungen, wer gießt sie, wer klaubt den Müll aus den Beeten?

Das Projekt "HarzAcker - pflanz Dein Kiez" will genau solche Fragen aufgreifen und gemeinsam mit Aktiven praktische Lösungen erarbeiten. Lulu und Katharina werden gärtnerisches Know-how vermitteln (was kann man wann und wo pflanzen?), und sie wollen dabei helfen, Material anzuschaffen und zu lagern. Geplant sind die Gründung eines Gemeinschaftsgartens in der KGA Harztal - Wilde Rose, Gärten in Schulen oder Kitas, ein Gieß- und Werkzeug-Rad, eine Pflanzen- und Samentauschbörse und eine gemeinsame Tafel im September, bei der Gemüse und Obst aus dem Kiez gegessen werden kann.

Zentraler Bestandteil aller Aktionen ist das gemeinsame Handeln: "Es sollen Orte der Begegnung und der Beteiligung geschaffen werden, die eine Teilhabe und eine Gemeinschaft möglich machen", so die Projektbeschreibung auf der Webseite von Parzelle X.

Weitere Infos gibt es unter www.parzelle-x.de/work#/harzacker/

Kontakt: Parzelle X, info@parzelle-x.de