„..weil ich in meinem Umfeld etwas verändern möchte“

Foto: Birgit Leiß

Die Arbeit von Quartiersmanagements habe sie schon länger interessiert , sagt die 40-Jährige: „Durch meine Mutterschaft und durch Corona haben sich meine Bedürfnisse dann verändert.“ Das unmittelbare Umfeld, etwa die Familieneinrichtungen im Gebiet, wurden wichtiger für sie. Als sie erfuhr, dass sich im Harzer Kiez ein QM formierte, entschloss sie sich, für die Wahl zum ersten Quartiersrat zu kandidieren – und war überrascht, dass es prompt geklappt hat. Seit sieben Jahren wohnt sie in der Stuttgarter Straße, zunächst in einer WG. Vor drei Jahren kam dann ihr Sohn zur Welt. Damals habe sie sich schon die Frage gestellt: ein Kind großziehen in Neukölln, ist das wirklich eine gute Entscheidung? Zu dieser Zeit gab es in der Stuttgarter Straße ein massives Drogenproblem. Aber heutzutage kann man sich nicht einfach eine andere Wohnung suchen und so sagte sie sich: 'ich nehme es selber in die Hand, dass sich etwas verändert.'

Parallelgesellschaften statt Multikulti

Und das tut sie, nicht nur durch ihre Arbeit im Quartiersrat. In ihrer Straße kehrt, buddelt und zupft sie. Regelmäßig räumt sie den Müll weg, gießt im Sommer die Straßenbäume und bepflanzt Baumscheiben. „Das wird schon wertgeschätzt“, so ihre Erfahrung. Die Vermüllung und das mangelnde Bewusstsein für den Zustand des öffentlichen Raums ist nicht das Einzige, was ihr unter den Nägeln brennt. Eigentlich findet sie es gut, dass ihr Kind mit zig Nationen aufwächst: „Ich möchte mein Kind nicht in die Waldorfschule nach Prenzlauer Berg schicken, wo es eine dreiviertel Stunde unterwegs ist“, erklärt Claudia Scheibe. Auf der anderen Seite hat sie die Erfahrung gemacht, dass es sich eben nicht mischt, dass die türkisch- und arabischsprachigen Familien unter sich bleiben. Sowohl im Quartiersrat als auch in den Elternvertretungen von Kita und Schule engagieren sich überwiegend „Biodeutsche.“ Claudia Scheibe, selber Elternvertreterin in der Kita ihres Sohnes, möchte, dass sich das verändert: „Die Vielfalt könnte gewinnbringend sein, aber ich erlebe, dass es sich nicht durchdringt, das beginnt schon im Kindergarten.“

Näher dran an den Infos

Und wie findet sie die Arbeit im Quartiersrat? Auf jeden Fall habe sie den Kiez noch besser kennengelernt und das findet sie spannend. „Früher hab ich nicht alles verfolgt, mein Bewusstsein wurde auf jeden Fall geschärft“. Kennengelernt hat sie aber auch das langwierige bürokratische Procedere bis eine im Quartiersrat beschlossenen Projektidee dann endlich umgesetzt wird. Trotzdem: warum nimmt sie sich als berufstätige Alleinerziehende die Zeit für die Mitarbeit in einem solchen Gremium? „Es ist mir eben wichtig, Demokratie macht immer Arbeit“, meint sie lachend.