Gemeinsam auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

42 Berlin

Foto: Jens Sethmann

Bezirksbürgermeister Martin Hikel

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"42 Berlin" Kooperationspartner

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"42 Berlin" Lobby

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In den Geyer-Werken wurden fast 100 Jahre lang Kinofilme hergestellt und kopiert. Am 20. Juni hat in dem Gewerbegebäude in der Harzer Straße 39 die weltweit tätige Programmierschule „42“ ihren Berliner Campus eröffnet.

„Ich bin total glücklich, dass wir hier gelandet sind“, sagt Max Senges, Rektor von „42 Berlin“. Die Schule verfolgt einen „radikal neuen Ansatz“, so Senges. Es gibt hier keine Lehrenden, die herkömmlichen Unterricht machen. Die Studierenden lernen miteinander und voneinander, wie man programmiert, Software entwickelt und selbstgestellte Aufgaben löst. Die Schule gibt nur Lernziele vor und stellt Räume und Geräte zur Verfügung.

Zugang ohne Hürden

Jede und jeder ab 18 kann sich bewerben. Man muss keine formalen Voraussetzungen erfüllen. Man braucht keinen Schulabschluss und keinerlei Vorbildung. Wer hier studieren will, muss aber zunächst einen Eignungstest zu logischem Denken bestehen und dann in einer vierwöchigen „Piscine“-Phase sein Talent zum Programmieren unter Beweis stellen. „Piscine“ ist das französische Wort für „Schwimmbad“ –  hier springen alle gemeinsam sprichwörtlich ins kalte Wasser.

150 Bewerberinnen und Bewerber haben gerade die erste „Piscine“ begonnen, zwei weitere sollen folgen. Am Ende werden etwa 450 Studierende ausgewählt, die im Dezember die eigentliche Ausbildung anfangen können. Sie dauert zwei bis fünf Jahre – je nach selbstgewähltem Lerntempo und Spezialisierung.

Divers und kostenfrei

„Wir haben uns das Ziel gesetzt, mindestens 30 Prozent unserer Studierenden zu finden, die kein Studium an einer Universität aufnehmen könnten“, erklärt Max Senges. Die Mischung ist sehr divers. Die Hälfte der Teilnehmenden kommt nicht aus Deutschland, insgesamt sind 42 Nationen vertreten.

Das Studium ist kostenfrei. Finanziert wird der gesamte Betrieb von Partnern aus der Industrie, die hier auf neuen Wegen Fachkräfte-Nachwuchs gewinnen wollen. Die Software-Entwickler Microsoft und SAP sind ebenso dabei wie Volkswagen und Bayer.

Gewinn für Neukölln

„Das nicht-hierarchische Lernen ist pädagogisch und didaktisch ein total spannender Ansatz“, meint Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel, selbst ausgebildeter Lehrer. Gerade in Neukölln haben Jugendliche oft Schullaufbahnen mit Umwegen und Brüchen. „Sie sind hier aber nicht dümmer“, betont Hikel. Daher passe „42 Berlin“ gut in den Bezirk. „Ich bin stolz, dass Sie sich für Neukölln entschieden haben und freue mich auf spannende Kooperationen.“

Darauf ist auch das Quartiersmanagement Harzer Straße neugierig: „Das Peer-to-Peer-Konzept, wo alle voneinander lernen, setzt auf den sozialen Zusammenhalt“, sagt Quartiersmanagerin Sarah Al-Alawi. „Das ist auch der Ansatz des Quartiersmanagements.“

Angebot für die Nachbarschaft

Eine geplante Kooperation mit dem Kiez ist das „FabLab“, kurz für Fabrikationslabor. „Wir wollen die Nachbarschaft einladen, selbst zu basteln“, kündigt Max Senges an. In Zukunft könne man hier zum Beispiel gemeinsam mit den Studierenden einen 3D-Drucker oder einen Laser-Cutter nutzen, Platinen löten oder eine Drohne programmieren. Der Hinterhof wird außerdem zu einem offenen Treffpunkt umgestaltet.

Der Name der Schule stammt übrigens aus Douglas Adams’ Romanreihe „Per Anhalter durch die Galaxis“, in der ein eigens konstruierter Riesencomputer die Frage nach dem Sinn der Lebens mit der denkwürdig-unsinnigen Antwort „42“ auflöst.